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GRÜNE begrüßen Zukunftslabor Juridicum: Umbaukultur braucht Dialog

Freitag, 7.11.2025

Am morgigen 8. November begeht die Bundesstiftung Baukultur den Tag der Umbaukultur. Das passt gut zur aktuellen Debatte in Frankfurt: Lange war vorgesehen, dass das Juridicum auf dem Kulturcampus Bockenheim abgerissen werden soll. Doch inzwischen denken viele Menschen um. Gelungene Beispiele des Weiterbauens zeigen, welches Potenzial alte Gebäude bergen. Die im Bestand gespeicherte „graue und goldene“ Energie hat einen hohen Wert – ökologisch wie kulturell.

Die GRÜNEN im Römer bevorzugen vor diesem Hintergrund Umbau statt Abriss – aus Respekt vor dem historischen Erbe und weil sie Ressourcen schonen wollen. „Aber wir wollen alle Argumente hören und gemeinsam die beste Lösung finden“, erklärt Uli Baier, planungspolitischer Sprecher der GRÜNEN im Römer. „Deshalb begrüßen wir den ergebnisoffenen Prozess, der jetzt mit dem ‚Zukunftslabor Juridicum‘ gestartet wurde. Das Interesse von hunderten von Bürger*innen, die zur Auftaktveranstaltung erschienen sind, bestätigt, wie wichtig die nun angestoßene Diskussion für unsere Stadt ist“, so Baier.

Das Zukunftslabor bringt Expert*innen und Stakeholder*innen (wie etwa Anwohner*innen und Kommunalpolitik) bis September 2026 zusammen. Sie prüfen vier Szenarien: Komplettumbau zu Wohnungen, Mischnutzung, Teilerhalt oder Abriss mit Neubau. Ein wichtiges Ziel ist der Bau von bezahlbaren Wohnungen.

„Das erinnert uns an die Planungswerkstätten zur Neuen Altstadt, die wir GRÜNE damals angestoßen haben“, führt Baier aus. „Auch dort standen sich zunächst unversöhnliche Positionen gegenüber: historischer Wiederaufbau gegen moderne Architektur. Wir bereiteten den Prozess mit Experte*innenwissen vor – etwa zum Grundwasser unter dem Technischen Rathaus – und gaben den folgenden Wettbewerben klare Vorgaben mit. Der gemeinsame Dialog führte zu einem Ergebnis, das heute viele als Bereicherung sehen. Diese Chance haben wir jetzt auch beim Juridicum.“

Die Expert*innen werden die von der ABG beauftragten Gutachten gründlich prüfen. „Aus unserer Sicht sind zentrale Fragen noch offen", betont Baier. „Etwa: Wie sieht die CO2-Bilanz über den gesamten Lebenszyklus des umgebauten Juridicums aus, wenn man statt allgemeiner Berechnungsmethoden ganz konkret die hier in Frankfurt künftig klimaneutral produzierte Fernwärme berücksichtigt? Wie aufwändig sind notwendige Reparaturen tatsächlich? Und wie könnten wir die kritisierten hohen Geschossdecken kreativ nutzen um bezahlbaren, kompakten Wohnraum mit hoher Wohnqualität zu schaffen? Der Prozess wird sich allemal lohnen, gerade auch, weil dabei wichtige Erkenntnisse für einen künftigen Wettbewerb gewonnen werden können“, ist sich Baier sicher.

Die Zeit spielt dabei mit: Die Universität räumt das Areal wegen verzögerter Abläufe erst in einigen Jahren. „Aus diesem Grund sieht ABG-Geschäftsführer Frank Junker den Baubeginn für die dringend benötigten Wohnungen jetzt frühestens 2028. Das ist zwar bedauerlich, aber diese Phase können wir nun für gründliche Diskussionen nutzen, statt vorschnell Fakten zu schaffen.“

An anderer Stelle auf dem Kulturcampus wäre mehr Tempo möglich: „Im März hofften wir noch gemeinsam mit dem Präsidenten der Musikhochschule auf den Start des Wettbewerbs für den Neubau der HfMdK auf dem Kulturcampus in diesem Monat – doch bisher ist nichts dazu bekannt“, kritisiert Baier.

„Selbst wenn das Land hier nicht zügig vorangeht, bleibt uns noch immer die Vorfreude auf hoffentlich möglichst viele bald beginnende und gelingende Zwischennutzungen auf dem Campus. Unsere Unterstützung dafür sei allen Beteiligten versichert“, so Baier abschließend.