Alle Details zum Neuen Frankfurter Suchthilfezentrum
Liebe Freund:innen,
mit dem Neuen Frankfurter Suchthilfezentrum planen wir gerade ein für die Zukunft der Stadt Frankfurt wegweisendes Projekt. Denn ich bin davon überzeugt, dass sich mit dem Zentrum die Situation nicht nur im Bahnhofsviertel verbessern wird.
Hier habe ich für Euch einmal alle wesentlichen Fakten zu dem Projekt kurz zusammengetragen – damit Ihr auf dem neuesten Stand seid und zuverlässige Informationen aus erster Hand habt. Das perfekte Werkzeug für Eure Argumentation!
Eure Elke
1 Wieso ist es wichtig, das Suchthilfezentrum dort zu errichten, wo sich bereits viele der Betroffenen aufhalten?
Menschen, die morgens ins Bahnhofsviertel kommen, um sich dort mit illegalen Drogen zu versorgen, fahren nicht anschließend in andere Stadtteile, um dort zu konsumieren. Sie konsumieren vor Ort. Wenn wir sie von der Straße bekommen wollen, müssen wir also auch vor Ort Räume anbieten.
2 Wie ist der aktuelle Stand der Planung?
Ich werde dem Magistrat vorschlagen, das Haus in der Niddastraße 76 so schnell wie möglich im Namen der Stadt zu übernehmen. Dazu wird gerade eine entsprechende Vorlage erarbeitet.
3 Wann wird der Vorschlag in den Magistrat eingebracht?
Ich gehe davon aus, dass der Magistrat noch vor der Sommerpause entscheiden kann. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.
4 Wie lange hat die Stadt Frankfurt nach einer geeigneten Immobilie gesucht?
Rund zwei Jahre.
5 Warum wurde entschieden, die konkreten Adresse noch vor Zustimmung des Magistrats zu veröffentlichen?
Ich habe angekündigt, die Öffentlichkeit zu informieren, sobald ein geeigneter Standort gefunden wurde. Diese Zusage löse ich ein.
6 Erschwert die landespolitische Rahmensetzung die Fortsetzung des Frankfurter Wegs?
In Teilen schon. Ich fordere seit langem für die Konsumräume der Stadt das sogenannte Drug-Checking, damit Suchtkranke ihre Substanzen unkompliziert und schnell untersuchen können. Das wäre für eine Weiterentwicklung wichtig. Der Bund hat das entsprechende Gesetz vor fast zwei Jahren beschlossen – in Hessen warten wir aber noch immer auf die notwendige Ausführungsverordnung der Landesregierung. Hinzu kommt, dass die Stadt Frankfurt vom Land keinerlei finanzielle Unterstützung für die Versorgung auswärtiger Drogenkranker erhält. Auch hier wünsche ich mit mehr Hilfe.
7 Mehrere Anwohner äußern Sorgen, dass sich die Szene in den bislang nicht betroffenen Teil des Viertels verlagern könnte.
Ich nehme diese Sorgen ernst. Die Idee ist jedoch, dass sich die offene Drogenszene zunächst in den Innenhof und dann weiter in die Innenräume des Zentrums verlagert – und damit weg von der Straße.
8 Weshalb wurden die derzeitigen Mieter des Gebäudes nicht im Vorfeld informiert?
Ich bedauere, dass der Eigentümer der Immobilie seine Mieter nicht rechtzeitig über seine Pläne informiert hat. Die Stadt Frankfurt steht mit den Mietern des Hauses in Kontakt und wird Anwohnerschaft und Nachbarn unmittelbar über das weitere Vorgehen und den Stand der Planung informieren, sobald eine Magistratsentscheidung vorliegt.
9 Für wie viele Klient:innen ist in dem neuen Zentrum Platz?
Neben den weiterhin bestehenden Konsumräumen wollen wir im neuen Suchthilfezentrum ca. 20 weitere Konsumplätze im Hof, 30 Konsumplätze in den Innenräumen, etwa 60 Plätze im Aufenthaltsbereich und Übernachtungsplätze für 35 Menschen anbieten. Damit haben wir insgesamt genügend Kapazität, um die komplette offene Drogenszene aufzunehmen.
10 Welche konkrete Entlastung gibt es für das Bahnhofsviertel?
Ich setze große Hoffnungen in das Neue Suchthilfezentrum. Ziel ist es, die Abhängigen von der Straße zu holen und in dem neuen Zentrum mit Hilfen zu versorgen: Raus aus dem Bahnhofsviertel – rein in den Hinterhof. Das Neue Suchthilfezentrum hat damit das Potenzial, das sichtbare Elend auf der Straße zu reduzieren und notleidende Menschen in Hilfe zu bringen.
11 Wer wird die Immobilie kaufen, wer betreiben?
Die Trägerschaft des Zentrums sollen die Malteser, die Integrative Drogenhilfe sowie der Verein Jugendberatung und Jugendhilfe übernehmen. Ich bitte um Verständnis, dass ich wegen der noch ausstehenden Magistratsentscheidung keine weiteren Details nennen darf.
12 Wann ist mit einer Fertigstellung zu rechnen und wann können die ersten Klienten betreut werden?
Das ist vor Abschluss der Planung des nötigen Umbaus nicht mit Sicherheit zu sagen. Ich ziele auf einen Start in 2026.
13 Was sind die besonderen Anforderungen, die ein Gebäude für das Suchthilfezentrum erfüllen muss?
Einerseits muss das Objekt sowohl baulichen Anforderungen entsprechen und für die künftige Nutzung geeignet sein, andererseits muss es auch finanzierbar und überhaupt auf dem Markt verfügbar sein. In vielen Frankfurter Stadtteilen ist dies schlicht nicht der Fall, der Markt ist vielerorts quasi leergefegt. Ich bin froh, nun endlich mit der Niddastraße 76 das Objekt gefunden zu haben, das alle Anforderungen erfüllt.
14 Wieso wird dann künftig weniger auf der Straße konsumiert?
Um Menschen von der Straße in Hilfe zu lotsen, braucht es eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit von Polizei und Sozialarbeit. Mit der Eröffnung des Zentrums wird es konsequente repressive Maßnahmen der Polizei im Viertel geben. Der Konsum auf der Straße wird dann nicht mehr toleriert, sondern geahndet, damit die Menschen in das Suchthilfezentrum gehen. Derzeit wird ein Umfeldkonzept zu den Themenfeldern Sicherheit und Kriminalität sowie Reinigung und Abfallentsorgung erarbeitet.
15 Werden bestehende Einrichtungen geschlossen?
Der Drogenkonsumraum und Angebote aus der Elbestraße 38 werden in das Suchthilfezentrum umziehen. Bestehende Einrichtungen sollen nach aktuellem Stand nicht geschlossen werden.
16 Wie soll das Neue Frankfurter Suchthilfezentrum aufgebaut sein?
Wir sind noch in einer sehr frühen Planungsphase. Die Idee ist, dass mit den zunehmenden Stockwerken die Hilfen immer spezialisierter werden: Unten einfach nur Aufenthalt und Konsum – nach oben hin dann Beratung, medizinische Hilfe usw.
17 Was genau ist der Frankfurter Weg?
Mit mehr als 1000 Drogenabhängigen, die sich täglich in der Taunusanlage aufhielten und offen konsumierten, hatte das Drogenproblem Ende der 80er-, Anfang der 90er-Jahre seinen Höhepunkt erreicht. Besonders unter dem Druck der zunehmenden HIV-Infektionen und Drogentodesfälle wurde in Frankfurt ein akzeptierender drogenpolitischer Ansatz ausgearbeitet. Mit diesem Ansatz zur Schadensminimierung wurde der „Frankfurter Weg in der Drogenpolitik“ zum drogenpolitischen Vorbild für viele Kommunen im In- und Ausland.
Der Frankfurter Weg will die gesamte Stadtgesellschaft entlasten: die Suchtkranken von den schädlichen Folgen und Begleiterscheinungen ihres Konsums und die übrigen Bürger:innen von Drogenszene und Drogenkriminalität. Repressive Schritte, die sich ausschließlich gegen den Handel mit illegalen Drogen, nicht gegen die Drogenkonsumierenden selbst richten, laufen dabei abgestimmt mit gesundheits- und sozialpolitischen Hilfeangebotenfür die Drogenkonsumierenden.