Logo Sonnenblume

Studieren darf nicht zum Armutsrisiko werden!

Donnerstag, 2.10.2025

Zum Semesterstart zeigt sich die dramatische Wohnsituation für Studierende in Frankfurt wieder einmal besonders deutlich: Ein WG-Zimmer kostet inzwischen durchschnittlich 675 Euro – die BAföG-Wohnkostenpauschale liegt jedoch nur bei 380 Euro. Aktuell stehen daher 2.771 Studierende auf der Warteliste für einen bezahlbaren Wohnheimplatz.

„Die Folgen sind verheerend", erklärt Johannes Lauterwald, wohnungspolitischer Sprecher der GRÜNEN im Römer. „Studieren wird zum Armutsrisiko. Verschuldung, übermäßiges Arbeiten neben dem Studium oder das erste Semester in der Notschlafstätte des AStA verbringen: Das sind nur einige der traurigen Realitäten des Studiums in Frankfurt im Jahre 2025. Die Wohnkostenpauschale des BAföG muss daher dringend an die Realität in deutschen Großstädten angepasst werden! Die längst überfällige Erhöhung auf 440 € zum Wintersemester 2026/27 reicht bei weitem nicht aus!"

Die Stadt Frankfurt handelt bereits: Es gibt ein eigenes Förderprogramm für studentisches Wohnen, welches bereits knapp 1.000 zusätzliche Wohnheimplätze ermöglicht hat. Im Juli 2024 wurden die finanziellen Rahmenbedingungen und der Geltungsbereich des Programms aktualisiert, sodass Wohnheimplätze mit einer Miete von ca. 400 € und einer Bindungsdauer von 40 Jahren entstehen können – übrigens auch für Auszubildende und in Einzelfällen auch außerhalb von Frankfurt. Diese Förderung wird beispielsweise auch schon zur Erweiterung des Friedrich-Dessauer-Hauses (Am Hohen Weg 13-17) in Anspruch genommen, wo gerade 149 zusätzliche Wohnheimplätze entstehen.

„Von Beginn dieser Wahlperiode an ist das Studierenden- und Azubiwohnen einer unserer wohnungspolitischen Schwerpunkte. Der Magistrat wurde 2022 von unserer Koalition beauftragt, die Kooperation der Akteur*innen, die gemeinsam das Angebot für Studierende verbessern könnten, zu koordinieren. Bei der Umsetzung dieses Beschlusses vermissen wir jedoch etwas den notwendigen Schwung“, moniert Lauterwald.

„Mit dem Baulandbeschluss 2020 haben wir verbindliche Quoten für sozialgerechte Stadtentwicklung eingeführt. Wir wollten diese um eine Quote für besondere Bedarfe erweitern – darunter explizit Studierendenwohnen", erklärt Lauterwald. Die Baukrise hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, für eine solche Anpassung gab es keine Mehrheit, aber das Thema bleibt für uns auf der Tagesordnung! Bis es so weit ist, müssen solche Quoten mit den öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften und im Rahmen von städtebaulichen Verträgen vereinbart werden“, fordert Lauterwald.

Vor allem ohne das Land geht es nicht: „Das Land Hessen muss aufhören, wertvolle Flächen in Frankfurt wie beim alten Polizeipräsidium meistbietend zu verkaufen und jetzt auch noch die Zweckbindung der Erlöse für bezahlbares Wohnen in Frankfurt aufzuheben", fordert Lauterwald. „Stattdessen sollte es seine Grundstücke dem Studierendenwerk zur Verfügung stellen – so wie es jetzt beim Kulturcampus in Bockenheim geschieht, wo endlich auch wieder ein neues Studierendenwohnheim entstehen soll. Natürlich auch wieder mit Unterstützung der Stadt Frankfurt, damit günstige Mieten möglich werden. Das zeigt: Wenn Land und Stadt zusammenarbeiten, geht es voran. Jetzt brauchen wir mehr davon – und zwar schnell. Frankfurt darf nicht zur Stadt werden, in der nur noch studieren kann, wer wohlhabende Eltern hat", so Lauterwald abschließend.