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Eine frauenpolitisch aktive Woche

Eine frauenpolitisch aktive Woche

Freitag, 28.11.2025

Liebe Freund:innen,

Die aktuellen Zahlen sind alarmierend: 2024 wurden in Deutschland 308 Frauen durch ihren (Ex-)Partner getötet. Jeden Tag fand ein Tötungsversuch statt, und weniger als alle vier Minuten fügt ein Mann seiner Partnerin Gewalt zu. Die zur Anzeige gebrachten frauenfeindlichen Straftaten nahmen um 73 Prozent zu – die Dunkelziffer liegt weit höher, denn nur angezeigte Taten fließen in die Statistik ein. „Jemand sagte einmal, Männer haben Angst, dass Frauen sie auslachen. Frauen haben Angst davor, von Männern getötet zu werden.“
Dieses Zitat aus Der Report der Magd der kanadischen Schriftstellerin Margaret Atwood verdeutlicht, warum Gewalt gegen Frauen kein Randphänomen, sondern gesellschaftliche Realität ist. Treffender lässt sich die ungleiche Verteilung von Macht und Angst kaum beschreiben:

Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen in dieser Woche mahnt uns deshalb, genau hinzusehen: Wo geschieht Gewalt? Wer ist betroffen? Und wo müssen wir als Stadtgesellschaft beherzter, mutiger und entschlossener handeln? Auch in Frankfurt erleben Frauen und Mädchen Gewalt: sichtbar und unsichtbar, direkt und strukturell. Umso wichtiger ist es, dass wir gemeinsam dagegenstehen.

Besonders gefährdet sind Frauen, die mehrfach diskriminiert werden. Hier müssen wir genauer hinsehen und konsequenter handeln. Das zeigt nicht nur der aktuelle Alternativbericht des Bündnisses Istanbul-Konvention, sondern auch die Bestandsaufnahme der Koordinierungsstelle für Frankfurt.

Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen fand auch die Fachkonferenz Sexarbeit im Frankfurter Gesundheitsamt statt. Sexarbeiter:innen gehören zu den Gruppen, die beim Thema Gewalt häufig unsichtbar bleiben, aber besonders von Stigmatisierung und Diskriminierung betroffen sind. Die  Fachkonferenz bot vielfältige Perspektiven_ aus  Wissenschaft, Verwaltung, von NGOs, Sexarbeiter:innen und Ehemaligen.

Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen setzen wir zugleich sichtbare Zeichen: die orangefarbenen Bänke an Hauptwache und Zeil – zwei von hoffentlich bald vielen über die ganze Stadt verteilt –, die Illumination von Gebäuden wie der Paulskirche oder dem DGB-Haus im Rahmen von  „Orange the Day“ sowie das Banner „Stark gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“, das noch bis Mitte Januar in zwölf Sprachen über dem Eisernen Steg wehen wird. Mit der Initiative „Gewalt beginnt leise. Stark gegen Gewalt“ macht das Frauenreferat auf unterschiedliche Formen von Gewalt aufmerksam. Die neue Website - www.stark-gegen-gewalt-frankfurt.de - bietet  Informationen für Betroffene, Interessierte, Fachleute. Sie ist eine der im Beteiligungsprozess geforderten Maßnahmen, die nun umgesetzt ist

Mitunter wird uns entgegengehalten, all dies seien bloß Symbole ohne Wirkung. Wir sagen: Es sind kraftvolle Zeichen. Sie erinnern uns daran, dass jede Frau und jedes Mädchen das Recht auf Sicherheit, Selbstbestimmung und Respekt hat. Denn Gewalt ist kein Frauenproblem allein. Männer und Jungen müssen als Verbündete Verantwortung übernehmen, alte Rollenbilder hinterfragen und aktiv gegen Gewalt eintreten. Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft sind gefordert, Schutz, Prävention und konsequente Strafverfolgung sicherzustellen.

Mit der Verleihung des Tony-Sender-Preises beenden wir eine frauenpolitisch aktive Woche. Der Preis geht an Anne Breick und Bárbara Luci Cavallo – zwei außerordentlich engagierte Streiterinnen für die Rechte von Frauen und gegen Diskriminierung. Ihre Würdigung zeigt: frauenpolitisches Engagement wirkt, Sichtbarkeit von Frauen und Mädchen ist entscheidend, Solidarität mit ihnen unverzichtbar.

Eure Tina